Hilfe die Helfer kommen!
07.09.2016 23:12
Hilfe die Helfer kommen!
07.09.2016 23:12
Hilfe die Helfer kommen!
Samstagvormittag war Frauenfrühstück in der evangelischen Kirche angesagt. Zugelassen war genau ein Mann, der uns einen Vormittag mit Goldrand bescherte: Martin Buchholz, Filme- und Liedermacher, hatte den Mut der geballten Weiblichkeit einen glänzenden musikalischen und poetischen Rahmen für ein opulentes Frühstück zu bieten.
Ich hatte mich schon sehr auf diesen Morgen gefreut und schob meinen Rollator munter die Rampe zum Gemeindehaus rauf, als ich das Unglück kommen sah. Direkt auf mich zu. Eine agile Endsechzigerin packte freudestrahlend meinen Rollator von vorne mit den Worten:
"Kann ich Ihnen helfen?"
und begann ihn hochzuziehen. Also weg von mir, denn meine Beine konnten dieses hilfreiche Tempo natürlich nicht halten.
Vor meinem geistigen Auge sah ich schon einen Vormittag mit Wundbrand statt Goldrand auf mich zukommen, während mein Oberkörper samt Rollator von der engagierten Dame beschleunigt wurde und meine Füße nicht vom Fleck kamen. Ich geriet immer mehr in Schieflage und glaubte schon die Schlagzeile von morgen zu sehen:"Gefallenes Mädchen vor evangelischem Gemeindezentrum!", als ich mit dem Mut der Verzweiflung schrie:
"Stop! Das ist keine Hilfe!"
Die verschlimmbessernde Vorzeigesamariterin zuckte - ob meiner Lautstärke - erschrocken zusammen und ließ zum Glück sofort los, so dass nicht ich fiel, sondern die Groschen bei ihr.
Hoffentlich.
Ich hatte mich schon sehr auf diesen Morgen gefreut und schob meinen Rollator munter die Rampe zum Gemeindehaus rauf, als ich das Unglück kommen sah. Direkt auf mich zu. Eine agile Endsechzigerin packte freudestrahlend meinen Rollator von vorne mit den Worten:
"Kann ich Ihnen helfen?"
und begann ihn hochzuziehen. Also weg von mir, denn meine Beine konnten dieses hilfreiche Tempo natürlich nicht halten.
Vor meinem geistigen Auge sah ich schon einen Vormittag mit Wundbrand statt Goldrand auf mich zukommen, während mein Oberkörper samt Rollator von der engagierten Dame beschleunigt wurde und meine Füße nicht vom Fleck kamen. Ich geriet immer mehr in Schieflage und glaubte schon die Schlagzeile von morgen zu sehen:"Gefallenes Mädchen vor evangelischem Gemeindezentrum!", als ich mit dem Mut der Verzweiflung schrie:
"Stop! Das ist keine Hilfe!"
Die verschlimmbessernde Vorzeigesamariterin zuckte - ob meiner Lautstärke - erschrocken zusammen und ließ zum Glück sofort los, so dass nicht ich fiel, sondern die Groschen bei ihr.
Hoffentlich.
Kommentare
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lolamaria 08.09.2016 09:33
Das kenne ich auch, die netten Leute, die an der falschen Stelle helfen.Gut gemeint!
(Nutzer gelöscht) 08.09.2016 10:17
Martin Buchholz !
Der Kabarettist aus Berlin ?!
Habe ihn vor langer Zeit mal in Essen erleben dürfen.
**
Allgemein ist der Rollator doch ein prima Ding.
Man outet sich zwar als behindert, doch solange die Hilfe nicht kontraproduktiv ist, soll es doch gut sein.
Aber dazu hat die alte Dame sich ja bücken müssen -
'die Kraft der zwei Herzen'.
Möge es dennoch eine vergnügliche Veranstaltung gewesen sein !
"Gefallenes Mädchen vor dem Gemeindehaus" - L O L !
Der Kabarettist aus Berlin ?!
Habe ihn vor langer Zeit mal in Essen erleben dürfen.
**
Allgemein ist der Rollator doch ein prima Ding.
Man outet sich zwar als behindert, doch solange die Hilfe nicht kontraproduktiv ist, soll es doch gut sein.
Aber dazu hat die alte Dame sich ja bücken müssen -
'die Kraft der zwei Herzen'.
Möge es dennoch eine vergnügliche Veranstaltung gewesen sein !
"Gefallenes Mädchen vor dem Gemeindehaus" - L O L !
Corrion 08.09.2016 12:52
Ich bin auch nach meinem Unfall mehr als 2 Jahre an Rollstuhl und Rollator angewiesen gewesen.
Derzeit muss ich eventuell bald wieder darauf zurückgreifen, da ein doppelter Bandscheibenvorfall erst nach Monaten des Leidens diagnostiziert wurde und ich starke Schmerzmittel einnehme.
Das Problem Schirin, von dem du sprichst kenne ich auch.
Mit einem starken Helfersyndrom bin ich nämlich auch geschlagen und sobald ich körperlich wieder einsetzbar war drängte ich meine Hilfe auch gerne auf...
Das diese nicht immer gewünscht ist, musste ich auch erst einmal verstehen lernen.
Derzeit muss ich eventuell bald wieder darauf zurückgreifen, da ein doppelter Bandscheibenvorfall erst nach Monaten des Leidens diagnostiziert wurde und ich starke Schmerzmittel einnehme.
Das Problem Schirin, von dem du sprichst kenne ich auch.
Mit einem starken Helfersyndrom bin ich nämlich auch geschlagen und sobald ich körperlich wieder einsetzbar war drängte ich meine Hilfe auch gerne auf...
Das diese nicht immer gewünscht ist, musste ich auch erst einmal verstehen lernen.
(Nutzer gelöscht) 08.09.2016 15:28
Klar ich finde Helfer schon toll, wenn sie das umsetzen was man Ihnen sagt.
Bei einer spontanen gutgemeinten Hilfsaktion bin ich aus dem Rollstuhl gesegelt.
Doch was nicht tötet....... härtet ab.
So lustig fand ich es im ersten Moment nicht.
Ja, die Geschichten aus dem Leben.
Bei einer spontanen gutgemeinten Hilfsaktion bin ich aus dem Rollstuhl gesegelt.
Doch was nicht tötet....... härtet ab.
So lustig fand ich es im ersten Moment nicht.
Ja, die Geschichten aus dem Leben.
Schirin 08.09.2016 23:33
Aus dem Rollstuhl gesegelt?
Was nicht tötet härtet ab!!! Genau so ist es. Gutes Beispiel für gutmeinende Gutmenschen, die im schlimmsten Falle Katastrophen auslösen, weil sie ihre Vorstellung von Hilfe mit Hilfe verwechseln. Weil sie nicht fragen. Ob überhaupt Hilfe nötig ist. Und wenn ja, dann welche.
Heute habe ich ein schönes Gegenbeispiel erlebt. Ich war an diesem wunderschönen Sommertag im Freibad und genoss es in vollen Zügen, da sein zu können. Sonne, entspannte Menschen, die Aussicht auf baldige Abkühlung ließen ein Lächeln in mir aufsteigen, während ich mich mit meinem Rollator den kurzen Rasenabhang zwischen den Handtüchern durchkämpfte. Ich wusste, dass ich es gut hatte, hier sein zu können. Mein Lächeln begegnete dem Lächeln einer entgegenkommenden Frau, die offensichtlich ähnliches empfand. Auf gut kölsch fragte sie:"Jehd ed? Brauchen Sie Hilfe?" Und dann, nachdem sie mich kurz gemustert hatte:"Jo, ed jehd." Dieses ehrliche Interesse und Hilfsangebot machten meinen Tag gleich noch ein bisschen schöner.
"Jo, ed jehd, danke der Nachfrage!"
Was nicht tötet härtet ab!!! Genau so ist es. Gutes Beispiel für gutmeinende Gutmenschen, die im schlimmsten Falle Katastrophen auslösen, weil sie ihre Vorstellung von Hilfe mit Hilfe verwechseln. Weil sie nicht fragen. Ob überhaupt Hilfe nötig ist. Und wenn ja, dann welche.
Heute habe ich ein schönes Gegenbeispiel erlebt. Ich war an diesem wunderschönen Sommertag im Freibad und genoss es in vollen Zügen, da sein zu können. Sonne, entspannte Menschen, die Aussicht auf baldige Abkühlung ließen ein Lächeln in mir aufsteigen, während ich mich mit meinem Rollator den kurzen Rasenabhang zwischen den Handtüchern durchkämpfte. Ich wusste, dass ich es gut hatte, hier sein zu können. Mein Lächeln begegnete dem Lächeln einer entgegenkommenden Frau, die offensichtlich ähnliches empfand. Auf gut kölsch fragte sie:"Jehd ed? Brauchen Sie Hilfe?" Und dann, nachdem sie mich kurz gemustert hatte:"Jo, ed jehd." Dieses ehrliche Interesse und Hilfsangebot machten meinen Tag gleich noch ein bisschen schöner.
"Jo, ed jehd, danke der Nachfrage!"
Schirin 08.09.2016 23:38
@ dancingintherain:
danke für das Kompliment!
Aber so ein Buch ist ganz schön lang!
danke für das Kompliment!
Aber so ein Buch ist ganz schön lang!
lolamaria 09.09.2016 11:39
Du könntest das, was du schon in den Weblogs geschrieben hast, unter einem schmissigen Titel veröffentlichen.Vielleicht "Impressionen einer Gehandicapten".
Maria66 09.09.2016 12:27
ich kenne die sog. hilfe stellung von früher als ich noch mit dem Rad unterwegs war. An der Ampel eine Frau mit Gehstock. ein Fussgänger hat die arme Frau auf die andere Seite gezerrt. obwohl die gar nicht da rüber wollte.
von wegen fragen und so. gerade alte menschen sind eh oftmals verwirrt und wissen nicht wohin.
ich habe bisher mit meinem rollator nur gute Erfahrungen gemacht, es wird gefragt ob man mir über den Bordstein helfen darf. bzw. ich frage dann auch einfach mal an ohne Scheu und bisher wurde mir immer geholfen.
nicht zu fragen, finde ich jetzt unmöglich der Behinderte oder Alte mensch ist ja nicht unmündig und Hilfe aufdrängen ist eher kontraproduktiv.
von wegen fragen und so. gerade alte menschen sind eh oftmals verwirrt und wissen nicht wohin.
ich habe bisher mit meinem rollator nur gute Erfahrungen gemacht, es wird gefragt ob man mir über den Bordstein helfen darf. bzw. ich frage dann auch einfach mal an ohne Scheu und bisher wurde mir immer geholfen.
nicht zu fragen, finde ich jetzt unmöglich der Behinderte oder Alte mensch ist ja nicht unmündig und Hilfe aufdrängen ist eher kontraproduktiv.
(Nutzer gelöscht) 09.09.2016 14:05
@schirin
der Satz, "was nicht tötet härtet", kommt von mir, nivht von dem besagten Helfer.
Da kommt mein schwarzer Humor durch.
der Satz, "was nicht tötet härtet", kommt von mir, nivht von dem besagten Helfer.
Da kommt mein schwarzer Humor durch.
Schirin 10.09.2016 23:04
@Harmony:
@Maria 66:
Ich habe ja gar keine Hilfe gebraucht! Ich wäre die Rampe gut alleine hochgekommen, nur eben langsam.
@lolamaria
ich verstehe das mal als Kompliment: dankeschön!
@Maria 66:
Ich habe ja gar keine Hilfe gebraucht! Ich wäre die Rampe gut alleine hochgekommen, nur eben langsam.
@lolamaria
ich verstehe das mal als Kompliment: dankeschön!