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Warten

Warten
Warten nervt!
Auch und gerade in der alle Jahre wiederkehrenden Warteschleife, in der wir uns gerade befinden: Advent. Die zelebriert wird, als sei Warten etwas Schönes an sich. Die ganze Welt scheint plötzlich mit Tannengrün und Kerzenschein geschmückt zu sein, überall werden altvertraute Melodien unserer Kindheit gespielt (the same procedure as Last Christmas zwinkerndes Smiley ) , Plätzchenduft erfüllt die Luft und glitzernden Konsumartikeln versprechen die Erfüllung all‘ unserer Sehnsüchte, während wir aufs Christkind warten.
Warten nervt! Nervt mich!
Ich warte das ganze Jahr auf die Ankunft von irgendetwas oder irgendjemand und erlebe diese Warterei als alles andere als stimmungsvoll. Eher schlägt sie mir auf die Stimmung.
Zum Beispiel : Warten auf Antworten von der Krankenkasse:
Orthopädische Schuhe: Wartezeit 3 Monate. (Fertigungszeit noch einmal 6 Monate)
Rehaantrag: Wartezeit 6 Monate, abgelehnt.
Peronaeusstimulator: Wartezeit 15 Monate, dann endlich Bewilligung einer 4 wöchigen Probephase.
Manchmal frage ich mich, ob es sich überhaupt lohnt, diese ganzen Anträge zu stellen und zu warten? Und dafür noch Stunden in den diversen Wartezimmern zu verbringen? Die zurzeit erfüllt sind mit schniefenden und hustenden Mitwartern?
Was mache ich hier eigentlich? Was erwarte ich? Heilung? Da kann ich lange warten! MS ist trotz aller medizinischen Fortschritte - immer noch unheilbar.
Also warte ich auf die Ankunft eines Halbgottes in Weiß, der mich bestenfalls unterstützt und mir alle möglichen notlindernden Rezepte ausstellt. Und mir nicht allzu viel für die zusätzlich von der Krankenkasse geforderten ärztlichen Gutachten abknöpft. Schlimmstenfalls signalisiert er mir aber nur deutlich, dass sein Wartezimmer voll ist (was ich aus eigenem Erleben weißzwinkerndes Smiley und ich ihn von seiner Arbeit abhalte(wobei ich naiv, wie ich bin, dachte, er würde auch für meine „Behandlung“ bezahlt, obwohl ich unglücklicherweise nur Kassenpatient bin)
Warten : nerviger Zustand zwischen Hoffen und Bangen, der zuletzt meist Erwartungen enttäuscht. Ich bin inzwischen darauf spezialisiert diese lästige Zeitspanne totzuschlagen (Aktualisierung meines Klatschspaltenbasiswissens) oder wenigstens noch halbwegs sinnvoll zu nutzen (Repetition und Komprimierung möglichst aller an den Arzt zu stellenden Fragen in eine kürzestmögliche, noch verständliche Fassung. Die mir gewährte Sprechzeit verhält sich nämlich in der Regel umgekehrt proportional zur Wartezeit.
Warten nervt!
Aber Wartezeit feiern? Schmücken? Ruhig und besinnlich genießen? Vorfreude?
Warten mal ganz anders?
Das ginge nur, wenn das Warten sich sicher lohnte. Jemand wirklich mich erwartete, Zeit für mich hätte und dazu noch die Wunderpille, die mich gesund machte. Dann würde ich schon im Wartezimmer jubilieren ohne Rücksicht auf Verluste und die Ohren meiner armen Mitwarter. Die es dann aber bestimmt auch vor Freude krachen lassen würden. Oder, wenn es länger dauert, könnten wir die Vorfreude miteinander teilen. Still und besinnlich. Oder aktiv anpackend.
Wie manche Christen im Advent.

Kommentare

 
Maria66 13.12.2016 09:43
danke Schirin.
das warten nervt mich auch, auf den Handwerker, auf sonstige menschen die mich "betreuen" .
ich habe chron. Schmerzen von versch. Baustellen, da ist auch noch kein Kraut gewachsen und gegen Gehirntumore die ich auch noch habe, auch nicht,
insofern spare ich mir die Ärztetour.
mein kaputter Rücken (auch den noch ) wird dadurch nicht besser, dass ich stundenlang im Wartezimmer herumsitze.
aufs Christkind zu warten.... naja. auf ein Wunder glaube ich leider nicht mehr
 
(Nutzer gelöscht) 13.12.2016 14:48
Ich verstehe genau was du meinst. ich, die ungeduld in person.... Aktuell warte ich auf eine physische reha und auf eine berufliche reha... und dieses und jenes...die mühlen mahlen, aber in ihrem eigenen tempo. ob du dich da jetzt aufregst oder nicht. Die energie und zeit kann man besser in andere projekte investieren..wenn du keinen lenz mehr hast auf warten dann lass es doch einfach.
für deinen willen und deine wünsche musst du kämpfen. auch wenn es wie "täglich grüßt das murmeltier" ist. Wenn du nicht bereit bist für dich zu kämpfen, wer soll es dann tun? Der kampf verschwindet erst wenn die wünsche und der willen verschwinden. Wenn akzeptanz eintritt.
 
Schirin 15.12.2016 14:23
@ Maria: ich überlege auch manchmal, mir die ganze Ärztetour und Warterei einfach zu ersparen, aber an manchen Stellen würde ich dann meine eigenen Ziele verraten. Aufgeben.
Das empfinde ich so, wie Brutus schreibt:"für deinen willen und deine wünsche musst du kämpfen. auch wenn es wie "täglich grüßt das murmeltier" ist. Wenn du nicht bereit bist für dich zu kämpfen, wer soll es dann tun?"
Ich überlege mir inzwischen gut, was ich eigentlich will und wofür sich ein Kampf lohnt.
Manchmal schrei(b) ich dann einfach meinen Frust hinaus.
Für mich gibt es aber auch eine andere Seite des Wartens, ein Warten, dass mir gut tut, das von Vorfreude geprägt ist. Zum Beispiel, auf Menschen, die mir gut tun. Oder auf das endgültige Happy End, das das "Christkind" bei seiner nächsten Ankunft mitzubringen versprochen hat. Diese Warten tut mir gut und schafft Perspektiven jenseits aller Diesseitsvertöstungen. zwinkerndes Smiley
 
(Nutzer gelöscht) 16.12.2016 11:59
@schirin ganz genau. wenn man warten muss um sich selbst treu zu bleiben dann muss man das halt tun. und wenn man 100x iwo hin muss, um weiter zu kommen, dann muss man da halt 100x hin. ein bischen gelassenheit und loslassen tut gut. den kontrollzwang, daß alles immer sofort und nach unserem willen zu laufen hat bei seite schieben und das leben einfach mal laufen lassen. was immer man auch macht machs mit hingabe und iwann, wenn man bereit dafür ist, wird man die früchte ernten....

ich vertreibe mir die wartezeit mit anderen baustellen. wird nie langweilig, eine baustelle erledigt, eine neue erschaffen....
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