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Am Laufen bleiben...

Am Laufen bleiben...
Januar 2017 – Jahreszielvereinbarung mit meiner Neurologin:

Gesundheit? Schulmedizinisch nicht zu erreichen, für dieses Ziel gibt es in der Facharztpraxis keinen Raum.
Denken wir also smart und setzen uns ein realistisches Ziel: Maximale Erhaltung meiner Alltagskompetenz und Lebensqualität indem man - unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Ressourcen - die Krankheitsprogression minimiert und Behinderungen ausgleicht.
Oder auf gut deutsch: wir wollen mich am Laufen halten. Möglichst billig. Und am liebsten lächelnd.
Ein spezifisches Teamziel, das wir beide akzeptieren.

Jahresrückblick 2016:
Von der Krankenkasse bewilligte Mittel:
1. Krankengymnastik und „Rennpille“, wird für 2017 weiter rezeptiert.
2. Walkaide, nach einem Jahr Auseinandersetzung (Rezept, schriftliche Begründung, Videodokumentation, Prüfung durch den Medizinischen Dienst) ist jetzt eine vierwöchige Probephase genehmigt worden, muss neu rezeptiert werden.
3. Orthopädische Schuhe, nach einmaligem Widerspruch bewilligt, sind mir eine gute Hilfe, so gut, dass ich die ersten Paar Sohlen schon abgelaufen habe und ersetzen lassen musste. (Natürlich auf eigene Kosten). Weil die Sohlen aber leider so gut wie kein Profil haben, mutieren sie bei den aktuellen Witterungsverhältnissen draußen zu Gleitschuhen. Da die Disziplin „Rollatorschlittschuhe“ für mich ein hohes Sturzrisiko birgt, (mit unvorhersehbaren Kosten für die Krankenkasse und mich) bitte ich um ein Rezept für ein neues Paar orthopädische Schuhe mit Profil. (Kosten: ca. 700 € für die Krankenkasse, 76 € für die Patientin, die jährlich 1% ihres Bruttoeinkommens an die Krankenkasse abführt und wegen unzumutbarer Belastung eigentlich von weiteren Zuzahlungen befreit ist.)
Meine Neurologin führt daraufhin aus, dass es nur wenigen Patienten überhaupt vergönnt sei, orthopädische Schuhe bewilligt zu bekommen und dass sie mir riete, diesen Kampf nicht noch einmal mit der Kasse zu führen. Damit ich nicht den Stempel „Die schon wieder!“ bei den zuständigen Sachbearbeitern bekäme. (Ich fürchte, den habe ich sowieso schon.) Ich solle mir auf die vorhandenen Schuhe Sohlen mit Profil aufkleben lassen. (Kosten: 0 € für die Krankenkasse, ca. 40 € für die Patientin, die jährlich 1% ihres Bruttoeinkommens an die Krankenkasse abführt und wegen unzumutbarer Belastung eigentlich von weiteren Zuzahlungen befreit ist.)
40 € oder eine erneute nervenaufreibende Auseinandersetzung? Die wahrscheinlich sowieso bis in den Sommer dauern wird? Ich glaube, das ist ein guter Rat. Zumal 40 € weniger sind als 76 €….

Jahresausblick 2017
Neue Medikamente oder Therapien sind nicht in Sicht.
Daher ergeben sich folgende konkrete Maßnahmepläne:
1. Weiterhin regelmäßige Krankengymnastik
2. Medikation wie gehabt
3. Erneuter Widerspruch gegen die Ablehnung des Antrages auf stationäre Rehabilitation seitens der Krankenkasse. Dazu ist ein weiteres ärztliches Gutachten (Kosten: 0 € für die Krankenkasse, ca. 15 € für die Patientin, die jährlich 1% ihres Bruttoeinkommens an die Krankenkasse abführt und wegen unzumutbarer Belastung eigentlich von weiteren Zuzahlungen befreit ist.) nötig, weil wir es dummerweise bisher versäumt hatten zu dokumentieren, dass meine MS fortschreitet. Natürlich kann der Medizinische Dienst das unmöglich einfach aus der Diagnose „sekundär chronisch progrediente MS“ entnehmen.

Mit 4 unterschriebenen Rezepten begebe ich mich an die Rezeption, wo die gestressten Arzthelferinnen nach bestem Wissen und Gewissen versuchen, alle Kreuzchen richtig zu setzen. Auch das ist eine Wissenschaft für sich und jeder Formfehler an dieser Stelle bedeutet weitere Lauferei.
Aber das wollen wir ja, mich am Laufen halten. Möglichst billig.
Und am liebsten mit einem Lächeln!
https://www.handicap-love.de/images/smilies_cp/blink.png

Kommentare

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Thohom 15.01.2017 23:29
Der Schuhmacher Deines Vertrauens kann Dir sicher eine super Sohle drunter kleben.

Ich hab mal vor bestimmt 35 jahren jemanden gesehen, der auch sensibel ist bei rutschigem Boden und sich deshalb dieses Material
http://www.force4.co.uk/media/catalog/product/cache/1/small_image/396x/9df78eab33525d08d6e5fb8d27136e95/8/5/850076.jpg
unter die Schuhe hat kleben lassen.
Nennt sich Treadmaster und ist ein rutschfester Decksbelag für Boote. Der Belag ist recht abriebfest, rutschfest bei Nässe und hat vermutlich auch genug Profil für Schnee.
 
Erynyen 16.01.2017 00:15
Meine Reha wurde mal wieder abgelehnt ..mit der Begründung ich wär zu krank ...ööörrrkss ..bzw ich habe eine chronische Krankheit die man eh nicht heilen kann ....ich dachte immer eine Kur wäre für Kranke ..so kann man sich irren ...
 
(Nutzer gelöscht) 16.01.2017 01:05
oh man oh man. ich verstehe zwar nur die hälft, aber das was ich verstehe klingt nicht gut. ich wünsche dir von herzen gutes gelingen und viel kraft auf deinem weg. schtakka, du schaffst das!
 
Thohom 16.01.2017 08:19
https://data.motor-talk.de/data/galleries/0/431/7777/72528491/2-internationaler-rollator-flashmob-2012-mainz-056-1142299635351541549-6219259240597540254.jpg

Immer nur laufen geht ja auch nicht. Mit dem Vehikel hast Du auch im Winter nen warmen Hintern und übersehen wird Dich auch niemand mehr. Kommunikation gesichert.
Wenn Du es richtig anstellst, kannst Du damit dann auch neue Sohlen finanzieren. zwinkerndes Smiley
 
Klavierspielerin 16.01.2017 10:07
Oh, man, Schirin. Ich kenne das nur zu gut.
Als ich meinen Leicht- Rollator beantragte (von Antrag mit Rezept bis Erhalt dieses Gefährts, hat's 7Monate gedauert). Erst mit meinem Anwalt kam dann Bewegung rein....
Vielleicht habe ich einen Tipp für dich, der dir was nützt, den schreibe ich dir in einer PN.
 
(Nutzer gelöscht) 16.01.2017 11:20
Deutschland und die Bürokraten - habe nunmehr EU-Rente bewilligt bekommen.
Dies aber befristet, obwohl fast in jedem 'Bilderbuch über Onkel Doktor' etwas über die MS-Unheilbarkeit steht.
Doch das bedeutet keineswegs, dass endlich aus Münster Kohle käme.
Geduld und Sparguthaben sind hier hilfreich ...
 
(Nutzer gelöscht) 16.01.2017 12:55
seit ich nur noch 1 kapsel am tag,gegen die MS,schlucke ist mein persönliches wohlbefinden gestiegen.natürlich haben sie keine auswirkung auf mein gangbild und was es am ende wirklich bringt werden die nächsten tests ergeben.aber jetzt frage ich mich,warum muss ich järlich fast 250€ an
rezeptgebühren selbst zahlen bevor die befreiung greift?gibt es da solche unterschiede bei den krankenkassen????

Bitte nicht falsch verstehen @Schirin,ich gönne es dir von herzen.
 
(Nutzer gelöscht) 16.01.2017 13:01
@hasselklaus wenn du den dicken protzbau in Münster kennst wundert dich das nicht das die So geizig sind....Münsteraner sind eh ein komisches volk....
 
Thohom 16.01.2017 13:10
https://www.krankenkassen.de/gesetzliche-krankenkassen/leistungen-gesetzliche-krankenkassen/gesetzlich-vorgeschriebene-leistungen/zuzahlungen/

Da kann sich jeder seine Zuzahlung selber ausrechnen. Kriterien sind das Einkommen und ob chronisch krank oder nicht.
 
(Nutzer gelöscht) 16.01.2017 13:30
@Thohom

danke!
da muss ich kein mathegenie sein um zu erkennen das meine KK mich nicht für chronisch krank hält,aber um die Baustelle kümmere ich mich sobald ich wieder weniger stress hab.
 
Klavierspielerin 16.01.2017 14:15
Eigentlich ein typisches Verhalten von Versicherungen, tritt der Versicherungsfall ein, wollen sie nicht zahlen. Wie ich erfuhr, wollen die Krankenkassen Rücklagen bilden- die haben vergessen, wofür sie eigentlich gegründet wurden! (ich könnt manchmal auf der Sau davon.....)
 
Thohom 16.01.2017 14:51
Nö, das sehe ich nicht so. Wie das mit der Zuzahlung läuft, erklären die einem zur Not sogar in der Apotheke. Wenn man dann der Spur davon was gehört hat, kann man ja auch schnell mal eine Suchmaschine anwerfen.
In der Krankenkasse, so habe ich das erlebt, haben die keine Gesamtübersicht über ihre Mitglieder. Da gibt es verschiedene Abteilungen, die ihr Feld beackern und da auch besonderes Fachwissen vorhalten.
Ich halte es für eine leichte Übung mal bei der Krankenkasse anzurufen und z.B. zu fragen: Wie geht das denn mit der Befreiung von der Zuzahlung.
Ich selber bin Nutzer verschiedener Hilfsmittel, die von der Krankenkasse finanziert werden. Eines kostet mehrere 10T€ und wurde innerhalb von 8 Wochen genehmigt. Die haben geprüft und so soll es sein. Wenn ich dachte, dass es etwas schleppend voran geht, habe ich da angerufen und gefragt, wie ich helfen kann, dass sie ihre Entscheidung kurzfristig treffen.
Im Patientenrechtegesetz stehen m.W. Fristen drin, die die KK bei der Bearbeitung beachten muss. Wenn ein Antrag gestellt wurde und innerhalb der Frist keine Entscheidung der Kasse vorliegt, gilt der Antrag als genehmigt.
 
Klavierspielerin 16.01.2017 15:06
@thohom: beziehst du dich auf meinen Kommentar, oder auf 33rkn?
 
Thohom 16.01.2017 15:08
Wer sich angesprochen fühlt von Teilen meines Betrags, kann ja mal darüber nachdenken. zwinkerndes Smiley
 
Ina10 16.01.2017 15:58
unterhaltsamer Beitrag, aber muß nicht jeder Mensch Geld für Schuhe ausgeben?
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