Handicap Love Schriftzug

LÜGE - was tun?

LÜGE - was tun?
Liebe HL Gemeinschaft,

wie würdet ihr damit umgehen, wenn ihr einen Menschen eurer nahen Umgebung bei einer krassen Lüge erwischt habt, also auch selbst angelogen wurdet, und von daher das Vertrauensverhältnis stark erschüttert ist. Bringt es etwas, die Person selbst in einer E - Mail zu fragen: "Wie geht es jetzt weiter?" oder ist das eher eine Frage, die ich meinem Therapeuten stellen sollte?

(Ich habe keinen; es geht einfach darum, ob man den Lügner mit der Lösung des Vertrauens-Problems 'betrauen' sollte, oder ob das die falsche Adresse ist. Er ist ja der Verursacher, aber hat er auch eine Lösung?)

Was sagt ihr?

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
Valery 14.12.2018 10:44
hm... ich weiss nicht. ich würde zuerst viele Fragen an mich stellen. bin ich sicher, dass es eine Lüge ist? und ist es für mich relevant und essentiell? geht es mich an? hab ich was falsch verstanden, könnte das sein? könnte der Lügner seine eigene, ihm wichtige Beweggründe haben, zu lügen? hat er aus Schwäche gehandelt, weil er keinen anderen (besseren) Weg gesehen hat, als zu lügen? 
man kann manchmal lügen. ist traurig und unangenehm, aber...
die Lügen sind ja auch sehr verschieden. wenn jemand im Urlaub auf Teneriffa war, aber erzählt allen, dass er weiss nicht..., in USA sein Urlaub verbracht hat - aus welchem Grund auch immer - ist es komisch und blöd und vielleicht unangenehm, aber eigentlich auch ziemlich egal.
wenn jemand sagt, er sei ein Single, und so verleitet dich mit ihm eine Beziehung anzufangen, und in Wirklichkeit ein verheirateter Familienvater ist, dann ist es doch eine andere Lüge.
wenn es dich angeht dann kannst auch den Lügner fragen. warum nicht? manchmal behandeln wir einige Menschen mit Samthandschuhen an den Stellen, wo es unnötig ist. (und manchmal, leider, umgekehrt).
 
Steinbock75 14.12.2018 10:46
Es kommt bei mir darauf an wie schwerwiegend die Lüge war. Ich würde die Person, wenn möglich persönlich damit konfrontieren und fragen warum sie es getan hat, würde aber nicht fragen wie es weiter gehen soll. Das ist die Aufgabe des Lügners, wenn nichts kommt gehe ich ohne ihn weiter. Ich bin zwar jemand der verzeihen kann, aber vergessen tue ich nicht. Die Entscheidung kann dir, glaube ich niemand abnehmen, da jeder anders handelt. 
 
Valery 14.12.2018 10:48
du schreibst "einen Menschen eurer nahen Umgebung" und dann "per E-Mail", das kommt nicht wirklich zusammen. wenn aus naher Umgebung, dann ist keine E-Mail nötig, am besten redet man live. 
wenn es aus dem Netz ein bekannter Mensch ist, dann ist alles sehr verschwommen, dann ist es sehr überzogen den zu deiner nahen Umgebung zu zählen. und alles was du über diesen Menschen weiss oder wissen kannst ist sehr relativ. die Lügen, die Wahrheiten, alles.
 
(Nutzer gelöscht) 14.12.2018 11:00
da du schreibst, dass es sich um eine krasse lüge handelt und das vertrauensverhältnis erschüttert ist, gehe ich schon davon aus, dass es was ziemlich essentielles ist. ich würde mir allerdings - vor einer reaktion nach außen - ebenfalls die fragen stellen, die valery bereits erwähnt hat.

den weg, den "lügner" schriftlich darauf anzusprechen, halte ich für sehr sinnvoll. und in heutiger zeit kann das schon auch mal ne mail sein, dass muss kein handgeschriebener brief sein. gerade bei delikaten themen ist der erste schritt oft leichter zu nehmen (hier meine ich für den angesprochenen, also den ertappten lügner), wenn man nicht direkt damit konfrontiert wird, sondern zeit hat, sich das geschriebene mehrfach durchzulesen, und sich auch nicht sofort äußern muss. besteht dann allerdings die gefahr, dass der ertappte weiter an seinen lügen strikt (verdunkelungsgefahr heißt das wohl im fachjargon der polizei 😉), würde ich ihn allerdings schon direkt ansprechen und seine reaktion beobachten.

die frage, wie es weiter geht, muss zunächst mal jeder der beteiligten für sich beantworten. da kann man nichts raten und das kann auch nicht der eine für den anderen entscheiden. wenn du ihm/ihr verzeihen kannst und den kontakt aufrechterhalten magst, teile das mit. dann kann immer noch sein, dass dein gegenüber den kontakt aus scham abbricht. falls du aber selbst ein ungutes gefühl hast und dich nachhaltig verarscht fühlst, ist es vielleicht besser, nen schlussstrich zu ziehen.
 
Frangipani 14.12.2018 11:05
Die Lüge war eindeutig, sie ist vor kurzem aufgeflogen.

Natürlich hat ein Mensch wichtige Beweggründe für eine Lüge. Die versuche ich gerade zu erfahren. Ich muß nur selbst mit dem Vertrauensverlust klarkommen. Für mich ist so etwas halt essentiell: Wie gehe ich in Zukunft mit seinen Aussagen um...

Nahe Umgebung und E-Mails widersprechen sich nicht; auch Verwandten oder dem Partner kann man E-Mails schreiben wenn man nicht andauernd auf dem gleichen Fleck hockt. Und ich bin recht viel unterwegs.
 
Frangipani 14.12.2018 11:13
Das ist richtig, Aletheia, er kann so in Ruhe darauf antworten, von daher bestätigt mich das mit der Mail als Kommunikationsmittel. Nein, weiterstricken kann er es nicht, es ist ja alles bereits an der Luft.

Den Kontakt werde und muß ich aufrechterhalten, da bleibt mir gar keine Wahl. Umso wichtiger ist die Frage nach dem weiteren Umgang mit seinen Aussagen. Bleibt es bei einer Lüge? Ich weiß es nicht.
 
Valery 14.12.2018 11:13
eine E-Mail ist oft eine "Hilfe" für den Lügner, sich alles leichter zu machen. wenn man live redet, sieht man die Augen des Menschen.
es ist aber auch uns selbst oft leichter, per E-Mail zu kommunizieren, gerade bei schwierigen Themen. 
ich wünsche euch, dass es ein Missverständnis war und alles wieder gut sein kann.
 
(Nutzer gelöscht) 14.12.2018 11:14
Ich sehe es etwas anders. Für mich ist eine Lüge, eine Lüge. Man ist auch nicht ein bißchen schwanger. 
Wenn jemand schon zB. bei einen Urlaubsort lügt, wo lügt er dann noch?
Solch einem Menschen würde ich nicht trauen. 
Wenn der Mensch Dir wichtig ist und seine Lügerei auch Dich betrifft, würde ich ihn direkt ansprechen, aber alleine. So siehst Du auch direkt seine Reaktion und kannst es besser einschätzen.
Betrifft die Lüge einen Dritten, würde ich abschätzen, ob es mir wichtig ist, oder die Person und dem entsprechend handeln.
Die Frage ist, ob es Dich dann etwas angeht, das weißt nur Du, stehst Du als Außenstehender bzw Beobachter, oder bist Du involviert....
 
Frangipani 14.12.2018 11:20
Er hat alle in seiner Umgebung angelogen, aber ich bin bisher die Einzige, die es rausgefunden hat. Alle sind verarscht worden, ich inklusive.
Auf mir ist jetzt ebenfalls die Last, das für mich zu behalten, weil er sonst den anderen gegenüber sich genauso erklären muß.
 
Frangipani 14.12.2018 11:32
Vielen Dank für eure Beiträge, auch Steinböckchen, bin nicht auf deinen eingegangen, aber er hat mich zum Nachdenken gebracht. Also z.B. daß es SEINE Aufgabe wäre, zu sagen, wie es jetzt weitergeht... Hm.

Ich muß jetzt zur Arbeit, werde also erst später mich hier wieder beteiligen. Vielen Dank an euch!
 
Callimaus 14.12.2018 11:40
Wäre es für dich schlimm, wenn derjenige sich auch den Anderen erklären müsste ? Du musst dir doch keine Last aufbürden. 
Seine Lüge, sein Weg, etwas klarzustellen. 
 
(Nutzer gelöscht) 14.12.2018 11:46
Die Fragestellung ist wirklich schwierig, wenn man genauere Umstände nicht kennt. Ob und wie es mit jemanden weiter ginge, der/die mich Angelogen hätte, das hinge davon ab, erstens wie schwerwiegend die Lüge war, wie tiefgreifend die Konsequenzen sind. Und zweitens welche Gründe den/die Betreffende/n dazu bewogen hatten. Ebenfalls entscheidend für den weiteren Umgang ist das Verhalten der Person, sowohl hinsichtlich der Konfrontation mit der Lüge selbst, als auch im künftigen Umgang, bspw. eine mögliche Wiedergutmachung von Schäden betreffend, welche vom Lügner ggf. verursacht wurden.

Aber das sind halt nur allg. Aussagen. Die konkreten Umstände können sehr vielfältig sein und es kommt immer auf den Fall an. Wir kennen ja nun weder die Beziehung zum Lügner, ob es sich um ein Kind, Elternteil oder entfernteren Verwandten oder einen Freund handelt oder eine Bekanntschaft auf dem Weg zur gemeinsamen Partnerschaft usw.  Wir wissen nicht wie lange die Beziehung bereits besteht, wie eng und tief sie war. Und welche Qualität sie bislang hatte und wie wichtig sie Dir persönlich ist. Das alles spielt eine Rolle im Umgang mit der Sache.

Den Betreffenden zu Konfrontieren ist vermutlich "alternativlos". Würde den Betreffenden erst mal unter vier Augen damit Konfrontieren und mit einer klaren Fristsetzung dazu Auffordern die Sache selbst gegenüber den übrigen Betroffenen Aufzuklären. Je nach dem worum es sich genau handelt, fragt sich, ob das noch vor Weihnachten sein muss, oder ob man sich die Feiertage damit evt. noch nicht vermiesen will ... der Zeitpunkt zur Aufklärung ist also noch eine weitere Frage des weiteren Umgangs ...

Per eMail würde ich das übrigens auch möglichst nicht machen, da ich die Reaktion dessen sehen wollte ... leugnet er weiter, spinnt er sein Lügenmodell weiter, rennt er weg, bricht er in sich zusammen und gesteht, weint evt. ... erklärt sich ... wie es dazu kam ... usw.  eMail wäre mir da zu viel Distanz, wenn es um eine tiefgreifendere Sache geht...
 
Frangipani 14.12.2018 12:01
"Wäre es für dich schlimm, wenn derjenige sich auch den Anderen erklären müsste ? Du musst dir doch keine Last aufbürden."

Wenn ich es den anderen nicht erzähle, werden sie es nicht erfahren.
Ich wäre also noch der, der ihn bloßstellt. Das kann ich nicht tun und darum geht es mir auch nicht.
Für die anderen ist es wahrscheinlich eh besser, sie erfahren es nicht. Mir wäre es auch lieber, ich hätte es nicht erfahren. Dann würde ich den Schmerz nicht gehabt haben und auch nicht den Vertrauensverlust. :pensive:
 
Valery 14.12.2018 12:08
ich hatte zwei Freundinnen. (ich hab sie immer noch). und irgendwann erfuhr ich, dass der Mann von einer Freundin mit der anderen eine Affäre hatte. aus erster Hand hab ich das erfahren, 100% sicher. Mensch, wie unangenehm es für mich war! ich müsste etwas in mir tragen, was mir nicht nötig war. ich hab aber der betrogenen Freundin nichts gesagt. und auch dem Lügner-Mann nichts. ich bin keine moralische Instanz, sie wissen alle was sie tun. auch die Betrogen ist möglicherweise aus eigenem Wunsch und eigenem Erlaubnis betrogen. und es ist bald 10 Jahre her, sie sind immer noch verheiratet und haben noch ein Kind bekommen. es darf also sein, ich möchte in dieser Drama keine Rolle spielen. 
leider, war es mir damals schwierig, mein Wissen zu tragen und ich hab mich - bewusst oder unbewusst - von beiden Freundinnen etwas distanziert. wir sind weiter Freundinnen, aber nicht wie davor. es ist aber so oft im Leben, nicht sehr schlimm...
 
(Nutzer gelöscht) 14.12.2018 12:08
Klingt ziemlich mysteriös, nach einem Kuckuckskind oder etwas in der Art ...
 
Garfield17 14.12.2018 13:15
@Frangipani  Ne Lüge bleibt ne Lüge, wenn sie dann noch "krass" ist wäre mein Vertrauen dahin. Wie du damit umgehen willst kannst du nur alleine Entscheiden. Jeder macht das anders. Es gibt da so ein Sprichwort - " Wer einmal lügt dem glaubt man nicht auch wenn er dann die Wahrheit spricht".
Ich würde ihn damit konfrontieren und dann hörst ja warum er es macht oder nicht, dann ist wohl alles klar.
Du brauchst dir da aber kein schlechtes Gewissen machen, schliesslich hat er ja gelogen und es ist dann an ihm es aus der Welt zu schaffen. Wissen das jemand lügt und es anderen nicht zu sagen, die davon auch betroffen sind, finde ich nicht in Ordnung. Gib ihm die Chance es selbst aufzuklären, ansonsten würde ich die anderen warnen genauer hinzuschauen.
 
Thohom 14.12.2018 13:38
Das ist mir hier zu theoretisch. Was soll man dazu sagen?

@Frangi
Sprech mit ihm/ihr drüber. Sag wie Du das empfunden hat und frag nach dem Grund. Vielleicht erfährst Du ihn ja dann.
Danach kannst Du für Dich entscheiden wie Du weiter machen willst. Verzeihen, verstehen, distanzeren...was auch immer.
Wichtig finde ich dabei immer mal selber zu analysieren wie wichtig die Person für einen ist.
 
Callimaus 14.12.2018 14:01
Frangipani, ich verstehe dich schon.
Hör einfach auf dein Gefühl, wie viel Nähe du da noch zulassen kannst.
 
(Nutzer gelöscht) 14.12.2018 14:17
Ich sagte mal zu einer Frau: '' Ich werde -selbst wenn du vor dem Abgrund stehst- zu dir stehen''
Lügst du mich aber nur EINMAL an,werde ich alles gewesene vergessen..

Damals sagte ich das mal und handelte,heute würde ich keinen Deut anders reagieren!

Manche Sachen betrachtet man ohne 'Wenn und Aber' -zumindet jene die sich noch im Spiegel betrachten wollen!
 
(Nutzer gelöscht) 14.12.2018 14:27
Und -mit Verlaub- der Verweis auf Emails.....nötigt mir ein 😅 ab..

Wer nicht in der Lage ist 3 Sätze von Angesicht zu Angesicht zu sprechen,der sollte sich beerdigen lassen!!!
 
Erynyen 14.12.2018 15:28
Nach dem Warum fragen ..und zwar von Angesicht zu Angesicht …..belogen werden ist bestimmt nicht schön ...aber die Wahrheit ist es auch nicht immer angenehm ...Was wenn er gelogen hat um euch alle zu schonen ?….du kennst die Motivation nicht, also frag ….
 
(Nutzer gelöscht) 14.12.2018 16:57
Stell dir die Frage, ob du was an der Situation ändern kannst und willst, dann frag ihn, ob er das Geheimnis selbst lüftet oder ob du das machen sollst. Und mit Verlaub, ein Freund, der von meiner Frau weiß, dass sie ein Verhältnis hat und mir nichts sagt, ist keiner. 
 
(Nutzer gelöscht) 14.12.2018 17:03
Wunder geschehen,aber ich pflichte Beardfish vollens bei 🙂
 
(Nutzer gelöscht) 14.12.2018 17:16
Ich würde es auch erst persönlich im Gespräch klären und dann entscheiden was ich mit ihm mache. Würde ja darauf ankommen, ob er die Lüge eingestehen kann und mir es auch sinnvoll erklären kann warum es dazu kam. 
Wenn keine Einsicht oder vernünftige Erklärung da, würde ich mich für eine 100% Trennung entscheiden, denn man darf Fehler machen aber dann muss man auch dazu stehen 
 
Valery 14.12.2018 18:09
Bordfisch  - jeder hat seine Vorstellung, wie er handeln würde, im Fall von... - und in dem richtigem realen Fall handelt man nicht immer, wie er davor darüber sich gedacht hat. 
wie ich es gesehen und gespürt habe, hat die Ehefrau gewusst oder geahnt, dass ihr Mann sie betrügt. und sie hatte ihre Gründe das zu akzeptieren. wer bin ich, um sie oder ihn zu Vernunft oder Moral oder gute Werte oder was auch immer zu rufen und mahnen?? oder benachrichtigen? und wenn ich die benachrichtigen würde, würde ich sicher nicht mehr ihre Freundin. ihr Mann hat sie so oder anders behalten. ob sich mich behalten würde ist eine gute Frage. 
in meiner Situation war für mich schon schwierig sich zum etwas zu entscheiden, es war ja auch das erste mal in meinem Leben sowas... ich glaub, es war richtig, dass ich mich zurückgezogen habe. niemand wurde zum Feind und alle leben im Frieden. Drama schaffen sich die Menschen bitte selber, ohne mein Beitrag.
 
(Nutzer gelöscht) 14.12.2018 18:25
Gut, wenns der Frau egal war, ist ja ok. 
 
Valery 14.12.2018 18:35
ich denke nicht, dass es ihr egal war. ich kann nur vermuten, was es für ihre Seele bedeutet hat. ich weiss, dass sie bei Psychologen war und noch einiges unternommen hat.
es ist von aussen leicht zu sagen, dass jemandem was egal ist.
aber ja, sie hat sich mit der Situation abgefunden und lebte weiter so. es ist das, was man von aussen sehen könnte. von innen kann man nur ahnen, wie es ihr ging.
ich war nicht glücklich, die Geschichte zu erfahren. 
 
(Nutzer gelöscht) 14.12.2018 18:47
Frangipani Bringt es etwas, die Person selbst in einer E - Mail zu fragen: Es schriftlich zu beeinflussen, wäre wie ein Blinddate. Ich hätte da kein gutes Gefühl. "Wie geht es jetzt weiter?" Es ist schon ein dicker Hund, gleich mehrere Menschen Deines Vertrauens zu belügen. Das ist gewissenlos. Wer zu so was fähig ist, lässt das Mausen nicht. Ich kenne Menschen, die lügen, belügen sich selbst. Das ist auch ein krankhaftes Verhalten. Er/Sie hat sich mit dem unehrlichen Verhalten seine Mitmenschen von Anfang an belogen. sowas tut man nicht spontan.
 
Eisblume50 14.12.2018 20:44
Hm. Ich bin da etwas vorsichtig. Warum hat er gelogen? Kann man es wirklich als Lüge bezeichnen, oder hat er die Wahrheit einfach in einem etwas besseren Licht dargestellt? Mit Leuten, die immer "die Wahrheit" sagen - was ist das? Das ist ja oft völlig subjektiv- und sich einen Teufel darum scheren, ob der andere "die Wahrheit" auch verträgt, habe ich so meine Schwierigkeiten.
Meine beste Freundin war schwer herzkrank. Statt auch nur ein bisschen nachzudenken, sagten ihre Kinder ihr immer "die Wahrheit" (oder das, was sie dafür hielten). Ich habe Stunden damit zugebracht, sie zu trösten und alles einigermaßen wieder hinzubiegen. 
 
Frangipani 15.12.2018 00:15
Ja, es war definitiv eine Lüge. Daran besteht kein Zweifel. Er wollte eine Entscheidung treffen und keine Diskussionen, deshalb ist er diesen Weg gegangen. Er machte uns glauben, XY sei gestorben, aber in Wirklichkeit war es nicht so. XY hat noch weitere sieben Monate gelebt, aber durch diese Lüge hat niemand von uns die Chance gehabt, XY nochmal zu sehen und zu besuchen. Nun ist XY tatsächlich gestorben, das habe ich durch einen 'Zufall' erfahren.

Mir ist innerlich einfach nur schlecht von soviel... mir fehlt hier das richtige Wort. Aber worum es mir hier vor allem ging in dem Thread, ist die Vertrauensfrage.

Aber auch zu dem Thema "Mitwisserschaft" habt ihr schöne Beispiele gebracht. Besonders du, Valery. Und ich bin nicht deiner Meinung, daß das Schweigen in dem Fall der richtige Weg war. Ja, natürlich wäre vielleicht der Kontakt zerbrochen, aber ist es nicht ein fauler Kompromiß und in gewisser Weise feige, zu sagen 'Ich bin keine moralische Instanz, ich mische mich nicht ein' ?
Die tiefe Freundschaft hast du so auch verloren und eine oberflächlichere Bekanntschaft behalten. War es das wert? Wie ist denn das Gefühl, ständig eine Lüge mit sich herumzutragen wenn man die Betrogene trifft? Ich stelle mir das sehr unangenehm vor...

Ich kenne eine sehr ähnliche Geschichte: Eine Nachbarin meiner Mutter (als sie noch ein Kind war) wurde von ihrem Mann betrogen mit einer Frau, die nicht einmal weit weg wohnte. Die Familie wußte es, die Nachbarn wußten es, "Freunde" wußten es, nur nicht diese Frau. ALLLLE spielten das Spiel mit, und das prächtig. Keiner hatte den Mumm, es ihr mal zu stecken. Über JAHRZEHNTE!!
Als sie es dann herausfand, beging sie Selbstmord.
Denn sie hatte ja nicht nur den Mann verloren, sondern auch noch festgestellt, in welcher Schlangengrube von "Freunden" und Verwandten, Nachbarn etc. sie sich befand. Na schönen Dank auch!

Da halte ich es ganz klar mit Beardfish: "ein Freund, der von meiner Frau weiß, dass sie ein Verhältnis hat und mir nichts sagt, ist keiner. "
 
Frangipani 15.12.2018 00:36
"Wer nicht in der Lage ist 3 Sätze von Angesicht zu Angesicht zu sprechen,der sollte sich beerdigen lassen!!! "

Bochum, das sind mal wieder starke Worte von dir, und ich denke, du solltest da nochmal drüber nachdenken.
In meinem Fall ist es so, daß ich, wenn mir etwas tief in der Seele schmerzt, ich ziemlich verstumme. Ich bin im RL eh kein großer Redner, und in schwierigen Situationen noch viel weniger. Ich kann mich schriftlich wesentlich besser sortieren und ausdrücken als mündlich. Da sind E-Mails oft der bessere Weg um etwas zu klären, und früher waren es eben Briefe auf Papier.
Du solltest diesen Weg nicht einfach so vom Tisch fegen, ohne die Menschen zu kennen. Die Schriftform hatte schon seit eh und je therapeutischen Wert.
 
Valery 15.12.2018 06:32
Liebe Frangie, es war keine tiefe Freundschaft, deswegen habe ich nichts dergleichen verloren. und nach wie vor, denke ich, ich hab es richtig gemacht damals. die Ehefrau hatte vieles mitbekommen und wie sie dabei gedacht hat und sich gefühlt hat kann man nur spekulieren. viele Menschen bevorzugen wirklich die Augen zu halten und einiges nicht sehen, weil ihnen was anderes wichtiger ist. so wie in diesem Fall. ihr war ihr verheirateter Status wichtiger und sie hat die Wege gefunden, wie sie seelisch mit der Situation weiter leben kann. dafür ist kein anderer Mensch verantwortlich. eine moralische Instanz bin ich sicher nicht, ich mache auch meine Fehler und Kompromisse und bin für niemanden ein Vorbild. 
noch mal zu deinem Fall. kannst du sicher sein, dass er so gelogen hat, dass der XY gestorben ist, nicht weil es ein Wunsch von XY war? ich kann mir es gut vorstellen, dass aus welchem Grund auch immer, die Person, die bald sterben wird und davon Bescheid weiss, möchte sich mit Gebliebenen nicht konfrontieren, möchte kein Mitleid, möchte keine Gespräche und so ein Kram, möchte gar nichts was mit dem verbunden ist noch in diesen letzten Monaten erleben und sich damit beschäftigen?
der, der gelogen hat, kann jetzt wahrscheinlich nie beweisen, dass er nach dem Wunsch von Verstorbenen gehandelt hat. 
aber vielleicht war es so? wie kannst du wissen?
 
Valery 15.12.2018 06:45
und noch was. siehst du, du sagst selber, dir fällt schreiben leichter als live reden. also, möchtest du dich in dieser Situation auch etwas schützen oder mit dir behutsam umgehen, so wie es möglich wäre. 
so ging mir damals auch. ich hatte nicht die innere Kraft, mich mit dem Ehestreit von anderen Menschen zu beschäftigen und alles darausfolgende auszuhalten. ich sehe nicht ein, warum ausgerechnet ich es sein sollte, die "die Augen" der Betrogenen öffnen müsste. zudem hatte ich in meinem eigenem Leben genug Probleme damals. es war nicht meine Schwester, meine beste Freundin, oder Verwandte oder so jemand. wenn ich damals mit meinem Info kommen würde, glaube ich, würde ich damit nur Streit und Hass sähen. 
(und nach wie vor, ich glaube, die Ehefrau wusste vieles, und hat ihr Wahl selber getroffen).
 
Valery 15.12.2018 07:19
ah, die Geschichte ist ca. 10 Jahre alt, hab mich jetzt noch an etwas erinnert. Seiner Liebhaberin hat der Mann erzählt, er ist so einer, polyamor, er kann nicht monogam sein, er braucht viele Frauen, Adrenalin, Versteckspiel, Stress und alles was da noch gibt. ich würde nicht die Hand in Feuer legen, dass der Mann die gleiche Sachen auch seiner Ehefrau erzählt, und sie hat es akzeptiert. wie es ihr gelungen war und wie es ihr dabei ging - können wir nicht wissen, müssen auch nicht. aber wir müssten auch sicher nicht, uns in die Sache einzumischen, so sehe ich das. jedenfalls ich, als Aussenstehende, nicht die "Teilnehmerin". die Liebhaberin könnte die Augen der Ehefrau auf die Situation öffnen, sie hatte ihr Interesse. aber ich wäre voll falsch mit meiner "Wahrheit". 
 
Callimaus 15.12.2018 08:59
Frangipani, möchte auch den Gedanken von Valery auffangen:
Was ist, wenn der Verstorbene den ausdrücklichen Wunsch hatte, niemandem etwas zu sagen ? 
Das ist nicht ungewöhnlich. Für die betreffende Person, die Stillschweigen soll, ebenfalls schwierig. Ist das dann eine Lüge ? Nein. 
 
(Nutzer gelöscht) 15.12.2018 10:09
Es ist ein Unterschied, ob man "niemandem etwas sagt", oder ob man falschaussagen tätigt. Auch wenn es auf wunsch des verstorbenen geschehen sein sollte, wäre es eine lüge, einfach zu behaupten, er sei bereits gestorben. Dass man eine solche lüge evt anders bewerten würde als in einer anderen situation, bleibt davon unberührt. 

Was das "fremdgehen" betrifft, bin ich immer wieder entsetzt, wie eng die meisten menschen Beziehung sehen. Natürlich, wenn es echtes fremdgehen ist, mit lügen und dergleichen, wenn die beziehung eigentlich monogam definiert war, ist das verwerflich, das ist keine Frage! Ich habe aber selbst schon erlebt, dass einem, wenn man eben anders tickt und dieses komische ideal der besitzansprüche nicht hat, unterstellt wird, man sei wahlweise die betrogene oder die betrügerin. Dass diese Vokabeln in einer offenen Beziehung gar nichts verloren haben, ist den meisten Menschen in ihrem engen Denken nicht klar. Und schon kommen von außen kategorien wie "betrug", "seelische verletzung" oder gar "seelische grausamkeit" ins spiel, die die betroffenen selbst so niemals sehen würden. Es ist immer schwierig, wenn Menschen mit verschiedenen einstellungen und konzepten das verhalten der anderen vor ihrem eigenen werte-hintergrund beurteilen!
 
(Nutzer gelöscht) 15.12.2018 22:04
Lügen gehören (leider) zur Menscheitsgeschichte, so wie sammeln und jagen. Keiner macht es gern, aber jeder hat schon mal in seinem Leben gelogen. Manche werden dafür bestraft, andere wiederum nicht. Bei manchen kommt die Lüge zum vorschein, oftmals bleibt sie aber als unangefochtene Wahrheit bestehen. Lügen haben immer einen Sinn. Dieser kann sehr vielseitig sein, besteht aber meist zum Schutze. Entweder um sich selbst, oder andere zu schützen (warum auch immer). Eines haben Lügen aber immer gleich. Die jenigen die dem Lügner auf die schliche kommen sind verärgert (oder schlimmer).

Ich kann dir nicht sagen warum diese Person von der du schreibst gelogen hat, aber es muss einen Grund gehabt haben. Denn einwas kann ich dir versprechen, Lügen sind zu 99% wohl durchdacht und keiner lügt gern. Denn mit einer lüge muss man leben können, manchmal ein Leben lang. Dies ist weder einfach noch schön. Und manche gehen an Ihren eigenen lügen kaputt. Manchen hilft es diese aufzudecken. Aber den meisten kann nur geholfen werden, indem man Ihnen die Lüge vergibt.
Eine Lüge macht einen Menschen nicht gleich zu einem üblen Artgenossen. Im Grunde ändert sich durch eine Lüge nicht viel, man geht einfach nur von einer anderen tatsache aus und lebt sein leben weiter.

Versteh mich bitte nicht falsch, ich will Lügen keinesfalls gut reden oder Lügner in Schutz nehmen. Aber man sollte dennoch auf dem Boden bleiben und niemals voreilig verurteilen oder gar handeln. Rede mit der Person, versuche heraus zu finden, warum er gelogen hat. Tu dies einfühlsam, ohne forschen Ton oder gar bösartigkeit. Das würde keinen weiter bringen.

Und was ist schlimmer? Eine Lügner oder ein Mensch der nicht vergeben kann?

Ich hoffe dir damit ein wenig helfen zu können.

LG Happy
 
Frangipani 15.12.2018 23:06
@Valery u. Callimaus
XY war immer fröhlich und hätte uns sicher gern gesehen. XY wußte nicht direkt von seiner Krankheit. Er hatte auch leider nicht die Möglichkeit, uns zu kontaktieren.
Ich habe mich nicht richtig von ihm verabschiedet. Daß es eine "zweite Chance" gab, und auch DIE mir verwehrt wurde, wird schwer werden zu verzeihen. So etwas ist eigentlich unverzeihlich. Jedenfalls kann der Lügner es in keiner Weise "wiedergutmachen". Tot ist nunmal tot. :pensive:

@Happy86
Natürlich hast Du recht, daß jeder Mensch lügt oder mal gelogen hat.
Und richtig, wohldurchdacht war auch diese Lüge um die es geht.
Nur hat er nicht bedacht, was alles passieren könnte, daß die Lüge doch an die Luft kommt. So weit wohldurchdacht sind Lügen dann oft doch nicht. Sie sind immer ein riskantes Spiel.

Interessant was Du sagst, daß Lügen meist zum Schutze bestehen.
Das trifft auch in diesem Fall zu, aber macht es nicht besser.

Wie ich ja schon im Beitrag sagte, macht mir die Vertrauensfrage am meisten zu schaffen. Wie soll es weitergehen? Wird in Zukunft auch wieder zur Lüge gegriffen wenn es praktisch erscheint oder wieder ein "Schutz" benötigt wird..? Worauf kann ich mich demnächst verlassen?
Ich meine, die Aussage eines Menschen, der einen derart hinters Licht geführt hat ist doch keinen Pfifferling mehr wert...

Wie würdest Du denn damit umgehen... Gründe für "Schutz" oder Bequemlichkeit oder Vorteile kann es auch morgen wieder geben. Das macht mein Verhältnis zu dem Menschen sehr unsicher.

Jemandem vergeben ist eine Sache; das Wiederherstellen eines Sicherheitsgefühls, sprich: der Vertrauensbasis, eine andere. Und genau das war ja meine Hauptfrage in diesem Blog. Die Frage des Vertrauens...
 
(Nutzer gelöscht) 15.12.2018 23:10
Zu deiner Frage. Nun das kann ich nach vollziehen. Was wäre denn mit dem Vorschlag, das Ihr euch beide darauf einigt, dort "neu" anzufangen, wo die Lüge Ihren Ursprung hatte. Mit der Vorraussetzunge das er beim nächsten mal, ohner erst zu lügen, zu dir kommt und mit dir (natürlich im Vertrauen) bespricht um was es geht. So kann man auf einer Misstrauensbasis eine Vertrauensbasis aufbauen. Also den Spieß umdrehen und wenn man es so sagen will, aus böse gut machen.

Natürlich kann man sich niemals sicher sein das eine weitere Lüge ausgeschlossen ist. Aber man macht es damit definitiv unwarscheinlicher, da diese Person in der dann jemanden sehen wird, der auf sie/ihn eingeht und ihn Ratschläge gibt. Die meisten Lügen haben nämlich Ihren Ursprung darin, das die Menschen keinen haben, den sie vertrauen können und der mit ihnen über Probleme redet. Diese Verzweiflung bringt Menschen dazu zu lügen.
 
Frangipani 15.12.2018 23:32
Einen Versuch ist es wert, Happy86. Denn der Mensch ist mir sehr wichtig.
Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.
 
Callimaus 16.12.2018 08:27
Ich finde Happy's Idee sehr gut. 
 
Steinbock75 16.12.2018 11:36
@Frangipani  Du siehst jeder hat da seine Meinung. Nicht einfach, stimmt's? Ich würde ihn, wie oben schon geschrieben, einfach fragen warum er es tat. Es gibt so viele Arten der Lüge. Aus Eigenschutz, Habgier, Feigheit, die Notlüge oder zum Schutz anderer. Diese Art der Lüge habe ich selbst schon angewendet. Also wäre es wirklich wichtig zu erfahren warum er es tat. Euch allen einen schönen 3. Advent.
 
Valery 17.12.2018 21:22
@Aletheia - ich denke auch so wie du es geschrieben hast, oder ähnlich. besonders später. unmittelbar damals war es mir einfach unangenehm das ganze und mir wäre besser das nicht mal zu erfahren, ich wusste nicht, wie ich mich verhalten soll. aber sicher hab ich mich nicht als eine gefühlt, die da eindeutige Bewertungen abgeben könnte.
hier im Blog habe ich das gut gemeint mit dem "Betrüger" "Ehefrau", "Liebhaberin" - es ging mir dabei nicht um bewerten, sondern um klare Darstellung wen ich wo meine. Tanja, Katja, Ivan usw. zu schreiben wäre es aus meiner Sicht nicht so klar.
 
Frangipani 18.12.2018 00:19
Ja, Steinbock, natürlich ist das nicht einfach. Aber ich fand es sehr hilfreich, eure verschiedenen Standpunkte zu lesen. Sowas hilft immer gegen den "Tunnelblick" des eigenen Erlebens. Von daher nochmals herzlichen Dank an euch alle! 😉
HerzJetzt kostenlos registrieren