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Kurzpredigt vorm Gottesdienst

Kurzpredigt vorm Gottesdienst
Gestern Morgen, als ich zum Gottesdienst aufbrach…
OK, erwischt! Hiermit oute ich mich als Kirchgängerin. Obwohl diese Veranstaltung ziemlich aus der Mode gekommen ist, besuche ich sie seit gut 30 Jahren regelmäßig. Und da ich dort einen Termin mit einem nonkonformistischen Gott und Vorbild habe, tangieren mich die spöttischen Bemerkungen vieler Zeitgenossen inzwischen nur noch äußerst peripher. Ich habe schon oft erlebt, dass mein himmlischer Vater dort genau für mich ein Wort zur rechten Zeit hatte.
Das mag ich sehr an ihm.
Doch gestern hatte ich gewisse Anlaufschwierigkeiten. Mein rechtes Bein hatte mich in der letzten Woche immer mal wieder im Stich gelassen, so dass ich ein paar „Beinahe-Stürze“ in den Knochen hatte. Dazu kam, dass ich einen (für mich) schweren Korb mit Salat und anderen Leckereien zum Auto transportieren wollte, da gestern unser Gemeindemittagessen angesagt  war. Das ist an guten Tagen mit zwei Gehstöcken schon nicht ganz einfach. Und gestern war definitiv kein guter Tag! Und dann noch das Wetter: Regen, Sturm, Grau.
Vor meiner Wohnungstür begegnete mir mein Nachbar, der - für mich völlig unbegreiflich - mit jedem Wetter zufrieden ist.
„Na, kannst Du nicht mal ein bisschen an der Wetterschraube drehen?“ versuchte ich ihn zu foppen, während ich meinen Korb abstellte, um die Wohnungstür abzuschließen.
„Wieso, ist doch gut!“ antwortete er mir wie gewohnt.
Dann kam er näher und musterte mich mit seinen himmelblauen Augen, die in über 80 Jahre schon alle möglichen Wetterkapriolen auf verschiedenen Kontinenten gesehen hatten, eindringlich :
„Wie kann man nur so undankbar sein?“ , fragte er betont, schnappte sich ungefragt meinen Korb und ging mir voraus Richtung Aufzug (anstatt in seine Wohnung).
Auf dem Weg in die Tiefgarage murrte ich: “Soll ich jetzt auch noch für den Regen danken?“ Allerdings war der Brustton der Überzeugung schon ein klein wenig aus meiner Stimme gewichen und mit jeder schweren Brandschutztür, die er mit aufhielt, wurde mir leichter ums Herz. Wie liebenswert war das denn?
Beim Auto angekommen war ich wirklich dankbar geworden.
Zugegeben, nicht in erster Linie für den Regen.
Daran übe ich noch.  zwinkerndes Smiley

Kommentare

 
Valery 11.03.2019 11:55
sehr schön geschrieben! war angenehm zu lesen. danke!
 
Callimaus 11.03.2019 12:17
Wenn das nicht nett war 😙
 
(Nutzer gelöscht) 11.03.2019 12:38
Super geschrieben und beschrieben 👍
 
sophi1 11.03.2019 14:21
Manchmal kommt von ungefähr irgendwo ein Lichtlein her - auch an stürmischen Tagen.😉

Du hast toll geschrieben!
 
sophi1 11.03.2019 14:26
Ach so, was ich noch sagen wollte, es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung.😆
Aber es muss ja nicht gleich so gefährlich wie gestern zu Spitzenzeiten werden.
 
Schirin 11.03.2019 15:01
Das war wirklich ein Lichtlein an einem stürmischen Tag! Ich freue mich heute noch drüber lachendes Smiley
 
(Nutzer gelöscht) 11.03.2019 17:27
Mit ganz viel Herz❤
Ich hab mir die Messe am Sonntag im Kölner Dom angesehen
vielleicht komme ich auch mal zur Live Messe. Mal schaun..
Pilgern würde ich gerne mal..
 
(Nutzer gelöscht) 11.03.2019 21:20
@Schirin

Wer ist denn für das Wetter zuständig?  ER, oder der Teufel?🙂

Du solltest mehr von deinen Geschichten schreiben, wie immer sehr zum schmunzeln. 
 
Schirin 11.03.2019 23:30
@ Tine: Wer auch immer für's Wetter zuständig sein mag, ändern kann ich es eh nicht.
Aber vielleicht kann ich ja ein wenig an der Wetterschraube drehen, indem ich anders damit umgehen lerne?
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