"Eine Frau der guten Sorte!"

STOTTERER

Ein Mann, der treulich Jahr für Jahr
mit seiner Frau zufrieden war,
spürt plötzlich in sich neues Feuer
und stürzt sich in ein Abenteuer.

Das heißt er will sich stürzen, doch -
so leicht treibt man das Blut nicht hoch.
Zu seinem Schrecken merkt der Mann,
dass er gar nicht mehr flirten kann.

Wie macht man das, verflixt noch mal?
Das Süßholzraspeln wird zur Qual.
Wie sagt man, dass die Liebe brennt,
wenn man nur Fußballregeln kennt?

Der Mann setzt ein die besten Kräfte,
trinkt wochenlang nur Kräutersäfte,
schnauft durch die Wälder, rennt und flitzt,
damit die Freizeitkleidung sitzt.

Ein Sport-Rad wird auch angeschafft,
damit die Muskeln, die erschlafft,
ihn wieder zum Adonis machen,
weil sonst die Konkurrenten lachen.

Im Freibad wird sich braun gebrannt,
im Treppenhaus nur noch gerannt,
auf Nikotin wird ganz verzichtet;
kurzum, der Mann ist hergerichtet.

Die große Stunde ist gekommen,
die Schöne hat sich frei genommen.
Nun geht man dorthin, voller Mut,
wo man das Tanzbein schwingen tut.

Das liebe Mädchen wird geschwenkt.
Ich bin der Größte, er sich denkt,
hätt` ich doch früher schon voller Wonnen
mit der Verjüngungskur begonnen.

Der Mann fühlt sich im siebten Himmel,
rockt wie ein Wilder im Getümmel,
da plötzlich springt, o Schreck, o Graus,
die Scheibe aus dem Band heraus.

Der Mann wird aus dem Krankenwagen,
zu seinem Eheweib getragen.
Die pflegt ihn ohne böse Worte,
denn sie gehört zur guten Sorte.

Nach Wochen kann er wieder gehen.
Was müssen seine Augen sehen?...
Sein Weib, von seinem Tun erschreckt,
hat auch inzwischen abgespeckt!


Verfasser unbekannt.
Ich tippe auf Eugen Roth oder Wilhelm Busch.

Ich habe es im Internet entdeckt:

https://www.40gold.de/weblog/Leopold/22464/


Ernst-Martin