"Gegen die Gemeinheit"

samsom

Gegen die Gemeinheit

Unter der Gemeinheit litten
Edle Seelen jahrelang,
Gegen die Gemeinheit stritten
Stolzer Herzen Muth und Drang;
Aber die Gemeinheit siegte
Und der hohe Muth erblich,
Und an die Gemeinheit schmiegte
Schönheit selbst und Liebe sich
Immer die Schmarotzerpflanze,
Immer auch der grobe Knecht,
Prangt Gemeinheit stets im Glanze
Und ist immer auch im Recht.
Strebst Du tapfer ihr entgegen,
O, sie schlägt Dich zehnmal todt,
Die Gemeinheit, nie verlegen,
Wird vor keiner Schande roth.

Die Gemeinheit steht in Ehren,
Wirft sich mächtig in die Brust,
Die Gemeinheit giebt die Lehren,
Während Du verstummen mußt.
Während Du vor Wuth ersticken
Oder stumm verbluten kannst,
Mißt sie Dich mit kalten Blicken
Und thut gütlich ihren Wanst.
Hältst Du ihr, daß sie's empfinde,
Ihre schlechten Streiche vor,
Klatscht sie lachend in die Hände
Oder sie blickt fromm empor.
Die Gemeinheit streckt Dich nieder,
Denn sie zielt so gut gedeckt,
Und sie siegt, siegt immer wieder,
Bis sie an sich selbst – verr …

– ohne Angabe des Verfassers –