Handicap Love Schriftzug

Winter 99,

Winter 99,
...Zusammenfassung!

Angefangen hat es Ende Januar und dauerte bis anfangs März.

Fotos dazu in der Fotogalerie.

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
rollihexle 23.02.2024 20:18
5. und 6. Februar 1999.


Ergiebiger Schneefall, ein Lawinenopfer und kilometerlanger Stau

Am ersten Februarwochenende schneit es so ergiebig, dass Talschaften, etwa das Samnaun von der Aussenwelt abgeschnitten sind. Auf der Julierroute stauen sich die Fahrzeuge 40 Kilometer lang. «Der Alpenraum ist am Wochenende mit viel Neuschnee eingedeckt worden», schreibt die «Südostschweiz» am 8. Februar. Örtlich waren es bis zu 130 Zentimeter. Die Schneemassen fordern auch ein Todesopfer. Eine Lawine verschüttet am Sonntagnachmittag zwischen Lavin und Giarsun die Kantonsstrasse und reisst zwei Personenwagen mit vier Insassinnen und Insassen mit. Eine Person wird dabei getötet.
 
rollihexle 23.02.2024 20:20
9. Februar 1999 Einen halben Meter Schnee.

Drei Tage später kommt die nächste Ladung der weissen Pracht. Meteorologen erwarten einen halben Meter Schnee innerhalb von einem Tag. Das Eidgenössische Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos verhängt für weite Teile der Schweizer Alpen die höchste Alarmstufe für Lawinen. Vor allem kleine Seitentäler mit steilen Hängen sind gefährdet, etwa das Prättigau. Ein Experte bezeichnet die Lage als kritisch.
 
rollihexle 23.02.2024 20:20
10. Februar 1999 Höchste Lawinenwarnstufe, sehr kritische Lage, Krisenstab übernimmt.


Die Situation spitzt sich zu. Jetzt gilt für ganz Graubünden die höchste Lawinenalarmstufe. Sowohl der Kanton wie auch lawinengefährdete Gemeinden setzen Krisenstäbe ein. Die immensen Schneefälle der Vortage legen weite Teile des Kantons lahm, und das Samnaun ist seit Tagen abgeschnitten. 2500 Gäste und rund 1200 Einheimische und Grenzgänger sind eingeschlossen.

Extreme Lawinengefahr herrscht in Davos. Bewohnerinnen und Bewohner von rund 20 Liegenschaften dürfen ihre Häuser nicht mehr verlassen und auch das Weltstrahlungszentrum in Davos Dorf und die Thurgauer Schaffhauser Höhenklinik sind von der Aussenwelt abgeschnitten. Für 85 Bewohnerinnen und Bewohner von Monbiel gibt es nur noch einen Notweg, und in Sumvitg werden Häuser evakuiert.

Hans Gasser, Vorsteher des Amtes für Zivilschutz und Katastrophenhilfe, leitet den kantonalen Krisenstab. Er spricht gegenüber der «Südostschweiz» von einer «sehr kritischen Lage». Darum stehen die Ortsfeuerwehren bereit und «ein Kontingent von etwa 100 Mann des Zivilschutzes». Es wäre laut Gasser innert sechs Stunden einsatzbereit.

Derweil sind die Schneeräumequipen des Tiefbauamtes praktisch rund um die Uhr im Einsatz, mit der eigenen Flotte und rund 130 zugemieteten Fahrzeugen. «Doch wenn es weiterhin schneit, kann es für den Strassenunterhalt eng werden», befürchtet Reto Knuchel, Chef der Abteilung Strassenerhalt. Denn: Die Mitarbeitenden des Tiefbauamtes müssen die Ruhezeiten einhalten.



Immerhin hats in Graubünden noch genügend Streusalz – rund 2500 Tonnen sind es. Ganz im Gegensatz zu Österreich, wo Salz bereits Mangelware ist.
 
rollihexle 23.02.2024 20:20
11. Februar 1999 3000 Menschen harren im Samnaun aus.

«Europa versinkt im Schnee», meldet die «Südostschweiz». Im französischen Chamonix fegt eine 200 Meter breite und sechs Meter hohe Lawine 17 Häuser weg. Mindestens zehn Menschen sterben.

In Graubünden entspannt sich die Lawinensituation zwar etwas. Doch im Samnaun sitzen nach wie vor rund 3000 Menschen fest. Um Punkt 14.30 Uhr wird die Schranke bei der sogenannten Spissermühle jedoch geöffnet. Die Gäste, die fast eine Woche lang festgesessen sind, können abreisen.
 
rollihexle 23.02.2024 20:20
13. Februar 1999 Kurze Verschnaufpause

Nach einem Grosseinsatz mit sieben langen und intensiven Arbeitstagen fährt die Stadt Chur die Schneeräumung auf Normalbetrieb zurück.
 
rollihexle 23.02.2024 20:22
19. Februar 1999 Chaotische Szenen in Chur, Samnaun wieder eingeschlossen.

Nach neuen intensiven Schneefällen sind zahlreiche Verkehrswege in Graubünden gesperrt und das Samnaun ist wieder abgeschnitten. In Davos werden Tag für Tag 800 Lastwagenladungen Schnee weggeführt und es gilt wieder die höchste Lawinenstufe. Die Bewohnerinnen und Bewohner von 75 Liegenschaften müssen wiederum zu Hause bleiben und sich auf eine allfällige Evakuierung vorbereiten.

Die «Südostschweiz» errechnet, dass im ganzen Jahrzehnt noch nie so viel Schnee fiel. Im Bündner Rheintal liegt sogar mehr Schnee als in den vergangenen 15 Jahren. «In Chur spielten sich teilweise chaotische Szenen auf den Strassen ab», meldet die «Südostschweiz». Konkret liegen in Nordbünden oberhalb der Waldgrenze bis drei Meter Schnee.
 
rollihexle 23.02.2024 20:22
20. Februar 1999 Extrazüge für Feriengäste und Lawinen bei Davos.

«Schweiz erlebt härtesten Winter seit Jahrzehnten» prangt auf der Frontseite der «Südostschweiz». Im Regionalteil wird die aktuelle Lage aufgefächert: Die Rhätische Bahn rüstet sich mit 20 Extrazügen für die Sportferien. In Davos gehen drei Lawinen nieder, reissen aber keine Menschen mit. Noch immer harren 75 Personen in ihren Wohnungen aus, weil die höchste Lawinengefahrenstufe herrscht. Und in Vals sitzen Feriengäste fest, weil die Strasse zwischen St. Martin und Vals vorübergehend gesperrt werden muss.
 
rollihexle 23.02.2024 20:22
22. Februar 1999 Intensive Schneefälle und meterhohe Lawinenkegel.

Der Titel vom Vortag wird fortgesetzt: «Und ein Ende ist noch nicht in Sicht.» Die extreme Schnee- und Lawinensituation hält an. Wiederum schneit es intensiv und anhaltend, und die höchste Alarmstufe für Lawinen gilt. Wegen der hohen Lawinengefahr wird der Gotthard-Strassentunnel in beiden Fahrtrichtungen gesperrt.

Eine gewaltige Lawine löst sich im Davoser Dischmatal. Die sogenannte Rüchitobellawine geht auf einer Breite von 300 Metern nieder. Der Lawinenkegel ist stellenweise über sechs Meter hoch. Unverzüglich werden Suchtrupps mit Hunden losgeschickt. Es wurde indes niemand unter den tonnenschweren Schneemassen begraben.
 
rollihexle 23.02.2024 20:24
23. Februar 1999.


Es war ein extremer Februar vor 25 Jahren: Tagelang schneite es und es lagen bis zu acht Meter Neuschnee. Lawinen gingen nieder, Verkehrsachsen waren gesperrt und der kantonale Führungsstab übernahm.

«Jetzt tagt der Krisenstab», meldet die «Südostschweiz» auf der Front und berichtet auf vier Seiten zum «Schnee ohne Ende». Wieder schneit es ergiebig und es gehen zahlreiche Lawinen nieder, etwa bei Davos, Klosters, Samnaun und Disentis. Es entsteht glücklicherweise nur Sachschaden. Im Rüfitobel, zwei Kilometer vor Safien, türmt sich der Schnee nach einer Lawine sieben bis acht Meter hoch. Das Safiental und das Samnaun sind einmal mehr abgeschnitten.

Weil die Gotthard-Autobahn wegen akuter Lawinengefahr gesperrt ist, zwängt sich Tag für Tag ein gewaltiger Lastwagenkonvoi über die A13 nach Süden. «Die San-Bernardino-Route kommt in diesen Tagen an die Leistungsgrenze», hält die «Südostschweiz» fest. 15 000 Fahrzeuge wälzen sich bei misslichen Wetterbedingungen Richtung Süden – und sie sind zum Teil schlecht ausgerüstet. Das wiederum verursacht Stau.
 
rollihexle 23.02.2024 20:24
24. Februar 1999 Davos und Klosters von der Umwelt abgeschnitten.

Ganz Graubünden ist jetzt in Alarmbereitschaft. «Tausende eingeschlossen», titelt die «Südostschweiz». Weil die Rhätische Bahn zwischen Davos und Klosters nicht mehr fährt, sind rund 53 000 Menschen in den beiden Wintersportorten seit zwei Tagen von der Umwelt abgeschnitten. Auch der Zugsverkehr durchs Prättigau wird eingestellt. In ganz Graubünden sind 26 Haupt- und Nebenstrassen gesperrt.

Der kantonale Führungsstab konzentriert sich darauf, die abgeschnittenen Gemeinden mit Lebensnotwendigem zu versorgen. Das gelingt. Ein Konvoi mit 25 Lastwagen erreicht am Nachmittag Klosters und Davos. Und ein RhB-Zug versorgt das geschlossene Unterengadin mit Gütern.
 
rollihexle 23.02.2024 20:24
25. Februar 1999 Jetzt geht gar nichts mehr.

Der Tiefpunkt des Jahrhundertwinters. In Davos sind immer noch rund 45 000 Personen blockiert, 26 000 davon sind Gäste. Lastwagenkonvois und Güterzüge der RhB versorgen die Eingeschlossenen. Auch im Samnaun und im Unterengadin sind rund 4000 Personen von der Aussenwelt abgeschnitten. Weitere 2500 Menschen sind im Safiental, in Vals und in kleineren Ortschaften der Surselva eingeschneit. 30 Haupt- und Nebenstrassen sind gesperrt, zahlreiche Personen wurden evakuiert. Und es gehen unzählige Lawinen nieder, verletzt wird dabei glücklicherweise niemand.

Anders im benachbarten Tirol. Dort überrollt eine Lawine den Ort Galtür im Paznauntal. Sie ist 200 Meter breit und schiebt zehn Meter hohe Schneemassen vor sich her. Vier Häuser werden verschüttet. Aus der Lawine, die sich am Vortag löste, werden 16 Tote geborgen. 17 Menschen werden noch unter dem Lawinenkegel vermutet. Die Katastrophe kommt indes nicht aus heiterem Himmel, der Ort liegt in der roten Gefahrenzone.

Fünf Helikopter fliegen derweil Gäste aus den tief verschneiten Orten Klosters und Davos aus. Die Helis werden von Ausflugwilligen bestürmt. Bis am frühen Nachmittag wird die Luftbrücke aufrechterhalten, dann verschlechtert sich das Wetter wieder, dichter Schneefall setzt ein und die Helis können nicht mehr fliegen. Rund 53 000 Personen bleiben eingeschlossen.

Mit dem Schrecken kommen die Gäste des Hotels «Val Sinestra» bei Sent davon. Eine Lawine zerstört die Wasser- und Stromleitungen des Hotels. Eine Rettungskolonne evakuiert rund 160 holländische Gäste am Nachmittag.

Auch Samnaun schrammt knapp an einer Katastrophe vorbei. Frühmorgens um 2.45 Uhr löst sich eine Staublawine am Piz Ot und begräbt das Hallenbad des Hotels «Chasa Montana» sowie mehrere Autos unter sich. Personen kommen nicht zu Schaden.
 
rollihexle 23.02.2024 20:26
26. Februar 1999 Endlich entspannt sich die Situation.

Aufatmen. Die Niederschläge lassen nach, die Wetterlage beruhigt sich, die Gefahrenlage entschärft sich leicht. Die Strasse nach Klosters ist wieder offen. Auch die San-Bernardino-Route kann nach einer mehrstündigen Sperrung wieder befahren werden. Einige Hauptstrassen, etwa nach Disentis oder Vals, werden jeweils für wenige Stunden geöffnet.

Jetzt begutachten die Fachleute das Ausmass der Schäden. Schaden erlitten haben etwa die Engadiner Kraftwerke. Eine Lawine unterbricht die Hauptleitung des Kraftwerks Ova Spin. Bei der Gebäudeversicherung des Kantons werden rund 150 Schäden gemeldet. Gelitten haben auch die Infrastrukturen von Bergbahnen, etwa unter herabstürzenden Bäumen. Die Strassen und Kunstbauten haben den Schneemassen aber standgehalten.



Im österreichischen Galtür nahe der Schweizer Grenze verschütten Grosslawinen rund 50 Menschen, mindestens sieben Menschen werden getötet.
 
rollihexle 23.02.2024 20:26
1. März 1999 Endlich Entwarnung.

Die Lawinensituation entspannt sich überraschend schnell, die Pistenverhältnisse in den Schneesportgebieten sind ideal und die Gäste zurück. Bei Kaiserwetter tummeln sich Zehntausende in den Skigebieten.
 
rollihexle 23.02.2024 20:28
So sah es aus, als ganze Bündner Talschaften abgeschnitten waren!

Quelle: Bündner Zeitung damals bis heute.
 
rollihexle 24.02.2024 13:20
 
 
rollihexle 24.02.2024 18:12
Danke, ja daran erinnere ich mich auch noch. 😔
 
Thohom 24.02.2024 19:13
Hm...es gibt noch andere Ereignisse, die am 24.2. stattgefunden haben. Z. B. hat 1985 der damalige Prinz Charles seine Verlobung mit Diana bekannt gegeben.😎

Dazu auch noch Ereignisse, die unser aktuelles Leben beeinflussen. Vor genau 2 Jahren hat Putin mit seinen Truppen die Ukraine Überfallen.
 
Nordlicht1961 24.02.2024 21:25
Danke für den Einblick in die damaligen Geschehnisse, Hexle. Das muss ganz schön heftig gewesen sein. Da sieht man mal wieder, wie klein der Mensch doch ist und wie letztlich hilflos er solchen Naturkatastrophen gegenüber steht.
 
Mirka 24.02.2024 22:29
Das Schneechaos in Norddeutschland 1978 war auch heftig,neulich habe ich eine Doku darüber gesehen.
Hier im nördlichen Mūnsterland hatten wir damals auch viel Schnee,
 
rollihexle 24.02.2024 23:04
Hab letztes Jahr auch ne Doku dazu gesehen, die ging um ein Hotel im Winter 78 oder 79.
 
Nordlicht1961 25.02.2024 00:02
An die Schneekatastrophe 1978/79 kann ich mich gut erinnern. Allerdings habe ich das gesamte Ausmaß erst viele Jahre erfasst, nämlich in einer TV-Dokumentation über die Zeit in Ost und West.
 
Thohom 25.02.2024 00:20
Ich war da damals mittendrin....also etwas weiter im Norden.
 
rollihexle 25.02.2024 10:42
Nordlicht, könnte die gleiche sein die ich meinte.
 
Nordlicht1961 25.02.2024 10:59
Ja, da gibt es uA eine sehr informative Dokumentation vom NDR, sicherlich auch andere. 

Damals war ich auch mittendrin, aber ich habe das als nicht so bedrohlich wahrgenommen. Uns ging es allen gut, wir sind einfach zu Hause geblieben, Vorräte waren genug da.
HerzJetzt kostenlos registrieren