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Spiritualität

Spiritualität

Echte Spiritualität beginnt nicht erst auf dem Meditationskissen. Sie beginnt dort, wo das Leben stattfindet. In der Begegnung mit der Kassiererin, im kurzen Blickwechsel mit dem Menschen auf der Straße, im ehrlichen Lächeln, das du einem Fremden schenkst, einfach, weil du dich an der Begegnung erfreust.
Gelebte Spiritualität zeigt sich nicht darin, wie oft wir Räucherwerk entzünden, wie viele Bücher wir gelesen haben oder wie oft wir in einem Tempel, einer Kirche oder in einem Kreis sitzen. Sie zeigt sich in unserer Haltung, in den kleinen Gesten des Alltags.
Grüßen wir den Menschen, der uns entgegenkommt? Sind wir achtsam, wenn wir sprechen? Wählen wir Worte, die wärmen, statt zu verletzen? Gelebte Spiritualität ist, wenn wir nicht nur in der Stille beten, sondern mit unserem Handeln, unserem Tun zum Gebet werden.
Sie wird gelebt, wenn wir Geduld aufbringen, auch wenn wir müde sind. Wenn wir Dankbarkeit zeigen, an Dingen an denen andere achtlos vorbeigehen. Wenn wir erkennen, dass der Mensch hinter der Kasse, der Fahrer im Bus, die Nachbarin im Flur, Träger derselben göttlichen Essenz sind wie wir.

Denn was nützt das Licht, wenn es nur im stillen Raum leuchtet, aber nicht den Weg im Alltag erhellt?
In meinem Empfinden, verlangt Spiritualität keine großen Gesten, sie zeigt sich im Kleinen, in der Hingabe, im Moment des Bewusstseins. Sie zeigt sich im liebevollen Blick, in der sanften Berührung, im aufrichtigen Zuhören. Sie ist da, wenn wir uns nicht über andere stellen, sondern ihnen auf Augenhöhe begegnen, mit Respekt, Mitgefühl, Achtsamkeit und Würde.
Und wenn wir uns dabei ertappen, dass wir doch mal wieder in die Bewertung rutschen, dass wir lästern, vergleichen, urteilen, dann findet sich in der gelebten Spiritualität auch die Fähigkeit, uns selbst zu erkennen, umzukehren und uns zu wandeln.
Denn gelebte Spiritualität ist kein Zustand, sie ist eine tägliche Entscheidung. Immer wieder neu. Mitten im Leben. Mitten im Menschsein.
Maria Solva Roithinger

Kommentare

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Lalope 12.04.2025 09:02
Ich lasse mal offen, wenn ihr eure Gedanken dazu äußern möchtet. 
Werde nicht moderieren, aber gegebenenfalls löschen.
 
Claudiaist55 12.04.2025 09:33
Morgen Lalope 😉

Sehr gut geschrieben. Ich würde Empathie dazu sagen, denn ich glaube nicht an Götter 😉
 
Lalope 12.04.2025 10:00
Guten Morgen Claudia

Für mich hat Spiritualität auch nichts mit "Gott" zu tun😊
 
Mivida 12.04.2025 10:22
Guten Morgen alle zusammen 😊

Es spricht mir aus der Seele, genau das lebe ich!
Allerdings halte ich nicht noch die andere Wange hin, wenn mich jemand schlägt!
Ich fühle mich zu Menschen sehr verbunden, und ertrage es nicht, wenn Menschen ausgeschlossen, gemobbt oder vorgeführt werden. Menschen die so etwas praktizieren...halte ich gerne den Spiegel vor Augen, damit sie wissen wie es ist, und leider verstehen diese Menschen keine normalen netten Worte, dieses zu unterlassen! Also muß man anders tätig werden, und dann machen genau diese Menschen sich zum Opfer.
 
Claudiaist55 12.04.2025 10:30
Ich kann mich dem nur anschließen. Auch ich versuche möglichst ein gutes Gefühl zu hinterlassen. 
Als Empath muss ich mich aber auch hin und wieder zurückziehen, denn meine Energie ist begrenzt. 
Ich empfinde das Leben heute sehr viel anstrengender, als früher, unabhängig vom Alter.
 
Junggebliebene54 12.04.2025 11:00
Ich bin so wie ich bin.
Entweder kommt man mit mir klar oder nicht! 
Aber ich bin zu anderen Menschen immer freundlich und hilfsbereit. 
Man bekommt im Leben alles zurück , was man austeilt. Davon bin ich fest überzeugt!
 
elliehan 12.04.2025 12:28
Der Text ist sehr schön geschrieben, und, finde ich, sehr wahr. Danke fürs Teilen, Lalope.

Besonders schön finde ich, dass darin die Tatsache, dass man Mensch ist und Fehler macht, nicht verschwiegen wird. Und dass auch klar gemacht wird, dass so etwas nicht nur ein Mal passiert, sondern „doch mal wieder“… 

Es gibt aber auch einen Punkt, den sehe ich ein bisschen anderes. Dass es etwas nützt, wenn das Licht – vielleicht auch erst mal – „nur“ im stillen Raum leuchtet, glaube ich nämlich schon. Denn genau in diesem stillen Raum kann man sich selbst in Ruhe begegnen, sich seiner selbst bewusst zu werden, der „Welt“ und der Umstände. Und dieses Bewusstsein – was für mich auch eine Form von Licht ist – kann dann wiederum dazu führen, dass man es danach außerhalb des stillen Raums überhaupt leuchten lassen kann, oder deutlicher leuchten…

Außerdem glaube ich persönlich nicht, dass gelebte Spiritualität eine, wortwörtlich, tägliche Entscheidung ist. Ich finde, man hat diese Entscheidung in jedem einzelnen Moment – ob man sich dessen in der Situation bewusst ist, oder nicht, und, ob man sie sie in dem Moment treffen kann oder mag, oder nicht.

Es gibt auch etwas, was mir in dem Text etwas fehlt… Um zu illustrieren, was ich meine, greife ich die Fragen und Punkte mal heraus und drehe sie um:

„Grüße ich mich, wenn ich mir entgegenkomme?“
„Wenn ich mit mir selbst „spreche“, „spreche“ ich da achtsam mit mir? Wähle ich Worte, die mich wärmen, statt verletzen?“
„Bringe ich mir gegenüber Geduld auf, auch, wenn ich müde bin?“
„Bin ich dankbar für Dinge, an denen andere achtlos vorbeigehen?“
„Erkenne ich, dass der Mensch im Spiegel von derselben göttlichen Essenz ist wie der Mensch hinter der Kasse, der Fahrer im Bus, die Nachbarin im Flur?“

Ich finde es wichtig, in beide Richtungen zu schauen… „Ich“ kann doch auch ein bisschen Freundlichkeit brauchen. 

🌻
 
Lalope 12.04.2025 12:43
Ellie, danke für diese wundervolle Ergänzung😊

Du hast einige Dinge noch sehr auf den Punkt gebracht. 

Dieses im stillen Raum leuchten habe ich so verstanden, dass es nicht ausschließlich dort geschehen soll - aber natürlich wichtig und gut ist, um es erst mal für sich zu entdecken oder - wie du sagst - um inne zu halten, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln. 

Ich sehe es ohnehin als sich entwickelnden Prozess, in der Begegnung mit sich selbst und anderen.
 
elliehan 12.04.2025 15:34
Ja, da habe ich wohl das "nur" überlesen, Lalope...

Ein Prozess ist es auf jeden Fall, finde ich auch.
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